Mantrailing – Die feine Nase des Vierbeiners

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Die Suche nach einem bestimmten Menschen unter Zuhilfenahme der Hundenase ist mehrere hundert Jahre alt, und geht damit zurück zu den Wurzeln der Suchhundearbeit. Mantrailing hört sich zuerst einmal sehr simpel an.

Das Prinzip kann tatsächlich in einem Satz zusammengefasst werden. Den Hund einfach nur an einem Gegenstand mit dem Geruch der zu suchenden Person schnüffeln lassen, dann der individuellen Geruchsspur folgen und so den dazugehörigen Menschen am Ende der Spur finden. Mantrailing und die dazugehörige geruchsspezifische Ausbildung mit dem Hund-Mensch-Team enthält aber tatsächlich mehr fundiertes Wissen als es viele Leute erahnen.

Ausbildung folgt fundiertem Wissen

Die Odorologie ist eine anerkannte Wissenschaft mit vielen interessanten Facetten und somit eine sehr gute Basis für jegliche Nasenarbeit mit dem Hund. Ein nasentalentierter Hund und ein absolut ambitionierter Hundeführer sind eine gute Voraussetzung, aber keine Garantie für eine erfolgreiche Ausbildung. Es gehört eine ausgeprägte Kombinationsgabe und Lernfähigkeit als Hundeführer dazu, um die Erfahrungen mit dem Hund umsetzen zu können.

Es gibt kaum eine engere Teamarbeit zwischen Hund und Mensch, da beide Partner ihren Beitrag zu einer erfolgreichen Suche beisteuern müssen. Die Grundlagen in der Ausbildung sind somit eigentlich klar definiert. Es sollte das natürliche Suchverhalten der Hunde genutzt werden.

Dies bedeutet in erster Linie, die hervorragende Nasenleistung der Hunde zu fördern und das natürliche Jagdverhalten ausschließlich auf die Suche nach dem Individualgeruch des Menschen umzulenken. Such-, Hetz- und Versteckspiele auf Sicht sind für die Förderung der Nase des Hundes eher kontraproduktiv. Neben der Nasenleistung gehören beim Hund noch die Suchausdauer und der Finderwille zur unabdingbaren Voraussetzung. Jede Hunderasse ist geeignet, wenn der jeweilige Hund diese Fähigkeiten und Voraussetzungen zeigt. Die erfolgreiche Ausbildung hängt also absolut nicht von der Rasse ab.

In der Ausbildung findet jedes Team seinen Weg

Es gibt viele Ausbildungsmethoden mit gewissen Vor- und Nachteilen, jedes Team findet dabei seinen Weg. Verschiedene Ausbildungskonzepte haben im Laufe der Jahre erfolgreiche Teams hervorgebracht. Dabei sollte jedes Mantrailing-Team und deren Ausbilder offen für einen Austausch von Erfahrungen sein. Das Multiplizieren von Wissen führt zu einer gemeinsamen Verbesserung des Einsatzmittels Mantrailing und so zu einer höheren Erfolgsquote im Ernstfall.

Mantrailing wird leider oft mit der Fährtenarbeit verwechselt und dann wird eben auch nicht korrekt ausgebildet. Statt Individualgeruch wird dann der Geruch von Bodenverletzung/Fußspuren verfolgt. Der Unterschied ist vielleicht nicht gleich ersichtlich, aber er ist gravierend. Die Fährtenarbeit hat eine enge zeitliche Begrenzung. Diese Spuren sind nach ungefähr sechs Stunden für den Hund nicht mehr wahrnehmbar.

Beim Mantrailing nimmt der Hund die tatsächliche Duftspur des Menschen auf und verfolgt so den Individualgeruch der Zielperson. Diese Duftmoleküle werden vom Wind, der Thermik und sonstigen Bedingungen beeinflusst und landen selten in der Fußspur, sondern eher in der näheren Umgebung. Diese Geruchsspur ist für den Hund nachweislich länger wahrnehmbar und damit auch sicherer zu verfolgen.

Geruchsdifferenzierung ist unverzichtbar

Unverzichtbar ist die Ausbildung der Geruchsdifferenzierung für das Mantrailing. Eine gute Ausbildung der Geruchsdifferenzierung befähigt den Hund einen vorgegebenen Geruch aus vielen Gerüchen zu erkennen und anzuzeigen. Es spielt keine Rolle, ob es sich um chemische Gerüche, natürliche Düfte oder den Individualgeruch von Menschen handelt. Diese Ausbildung führt nicht nur zu einer zielgerichteten Anzeige an der gesuchten Person, sie ermöglicht ebenfalls das Auffinden und Anzeigen der Geruchsspur der vermissten Person, einer Trailanzeige.

Ein weiterer wichtiger Schlüssel zu jeder erfolgreichen Suche ist der Geruchsgegenstand. Dieser sollte nur mit dem Geruch der zu suchenden Person kontaminiert sein. Es ist die einzige Möglichkeit, dem Hund klarzumachen, welche Person man sucht. Ein gut geführtes und ausgewertetes Trainingstagebuch verhindert einseitiges Training. So kann man überprüfen, ob sich Trainingsgebiete, Versteckpersonen, Alter und Länge der Spuren nicht zu oft wiederholen. So entsteht kein Trainingsalltag, der ungewollte Routinen hervorruft.

Reale Einsätze sind doppelt blind

Reale Einsätze sind immer doppelt blind, dass bedeutet, niemand kennt den Verlauf der Strecke außer der Zielperson. Dies sollte man ebenfalls gezielt trainieren, um Erfahrung mit der ungewohnten Situation zu erlangen. Eine 100-prozentige Erfolgsquote beim Training hört sich gut an, ist aber unrealistisch. Sogenannter Misserfolg führt unweigerlich zum Erfolg, wenn der Lerneffekt daraus genutzt wird.

Ohne negative Erfahrungen für Hund und Hundeführer funktioniert es bei der Mantrailing-Ausbildung nicht. Hunde sind bei der Jagd nach Wild auch nicht immer erfolgreich, doch weder frustriert es sie, noch verlieren sie die Motivation für die nächste Jagd. Die Einsatzmöglichkeit von Mantrailing-Teams ist wirklich breit gefächert und reicht vom Stadtgebiet bis Strand, Berge, Wald, Feld und Wiesen – von nahezu unberührter Natur bis zur Großstadt.

Wenn eine Geruchsspur vorhanden ist und der Abgangsort bekannt ist, dann ist vieles möglich und verfolgbar bis zur gesuchten Person. Dabei spielen dann während der Suche viele Faktoren wie die Fortbewegungsart, das Klima, die Wetterlage, der Verkehr, die Länge und das Alter der Geruchsspur eine Rolle. Mantrailing hat sich aber nicht nur bei den Rettungs- und Diensthunden etabliert und sich damit zu einem adäquaten Einsatzmittel entwickelt. Auch im Sport- und Hobby-Bereich hat sich viel getan.

Das Entwicklungspotenzial in diesem Bereich ist enorm und die Funtrailer sind mit großem Erfolg bei der Sache. Viele Mantrailing-Talente werden in Hundeschulen oder Hobby-Gruppen entdeckt und wechseln gut vorbereitet zu den Einsatzkräften, wo sie dann weiter gefördert werden. Jedoch macht Funtrailing Spaß und hat seine Qualität. Man darf es aber nicht mit einer echten Einsatzfähigkeit verwechseln.

Beitrag und Foto: Rüdiger Orth, Beirat der Arbeitsgemeinschaft Odorologie und Ausbilder bei Finderwille www.finderwille.de

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