Altern beim Hund – Das Hundeleben im Zeitraffer

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Der Zahn der Zeit nagt an uns allen. Irgendwann stell ein jeder mit Schrecken fest, dass die eigene Konstitution und das Aussehen eines Teenagers nicht ewig erhalten bleiben. Obwohl unsere Vierbeiner sicherlich weniger Probleme mit dem ein oder anderen grauen Haar oder einem veränderten Stoffwechsel haben, durchlaufen auch Hunde die Stadien des Alterns.

Doch wie sehen diese Stadien im Laufe eines Hundelebens eigentlich aus, und welche Veränderungen bringen sie mit sich?

Stationen des Alterns beim Hund

Wie fast alle Lebewesen durchläuft der Hund verschiedene Altersstadien. Vergleichbar mit unserer Kindheit ist das Welpenalter, beziehungsweise die Junghund- oder Adoleszenz-Phase. In diesem Stadium durchläuft der Hund innerhalb kürzester Zeit rasante körperliche Veränderungen. Je nach Rasse nimmt der Welpe jeden Tag an Gewicht und Größe zu.

Petra Schneider, Physiotherapeutin für Hunde bei Healthy Dog, erklärt zu dieser sensiblen Phase: „ Wer schon mal einen nur wenige Tage alten Welpen in der Hand halten durfte, weiß, dass sich die Knochen wie Gummiknochen anfühlen und auch entsprechend ‚biegen‘ lassen. Erst in den ersten Lebenswochen festigen sich die Knochen des Welpen so, dass er ungefähr ab der dritten Lebenswoche die ersten Steh- und Laufversuche machen kann.“

Das erste Lebensjahr ist entscheidend

Bei Überbelastungen oder zu schnellem Wachstum innerhalb des ersten Lebensjahres kann es zu Schädigungen des Skelett- und Gelenkapparates kommen. Letztere können zum Beispiel zu Fehlbildungen oder später zu schmerzhaften Arthrosen führen. Während kleinere Rassen oft bereits nach sechs Monaten ihre volle Körpergröße erreicht haben, dauert dies bei größeren Hunderassen mit etwa acht bis zwölf Monaten etwas länger. Allerdings sind sie erst mit 18 bis 24 Monaten vollständig ausgewachsen. Schneider: „Wichtig ist auch zu wissen, dass zum Beispiel der Beckenbereich des Hundes (Kreuzbein/Hüfte) erst im Alter von zwei Jahren richtig verknöchert und entsprechend stabil und belastbar ist.

Um die noch relativ instabilen Knochen im Welpen- und Junghundealter zu schonen, sollte eine regelmäßige Überbelastung des Skeletts, der Wirbelsäule und der Gelenke vor allem in den ersten zwölf Lebensmonaten vermieden werden. Auf diese Welpen- beziehungsweise Junghundphase, folgt die sogenannte Adult-Phase. Der Hund ist ausgewachsen und körperlich auf seinem Höhepunkt angelangt.

Die verschiedenen physiologischen Phasen variieren dabei stark, abhängig von Faktoren wie zum Beispiel Geschlecht, Rasse und Größe. Diese Phase ist etwa bei größeren Hunden etwas kürzer als bei kleineren Hunden: „Große Hunde altern schneller als kleine. Im Vergleich zu ihren kleineren Artgenossen scheint es, als ob ihr Erwachsenenleben im Zeitraffer abläuft“, erläutert Dr. Cornelia Kraus von der Abteilung Soziobiologie/Anthropologie der Universität Göttingen.

Mit 7 Jahren ins Seniorenalter

Mit durchschnittlich sieben Jahren kommt der Hund ins Seniorenalter. Dabei gilt auch hier wie beim Menschen, Hunde altern unterschiedlich, abhängig von Größe, Rasse aber auch äußeren Faktoren, wie zum Beispiel den Lebens- und Wohnumständen des Hundes. „Jedoch bleibt kein Lebewesen davon verschont. Im Alter lässt die Leistung des Körpers nach. Das heisst, die Fähigkeit des Körpers, das Gleichgewicht der Körperfunktionen aufrecht zu erhalten wird vermindert.

Dadurch können altersbedingte Krankheiten auftreten. Der Bewegungs-/Aktivitäts- und Spieldrang lässt dabei bei dem einen Hund schon früher, beim anderen erst später nach. Die Muskelmasse verringert sich, oft lässt der Appetit deutlich nach (oder erhöht sich), und der Hund schläft mehr als sonst. Auch das Seh- und Hörvermögen lässt nach. Manche Hunde werden im Alter senil, verhalten sich merkwürdig, werden unruhig, verlieren die Orientierung und wirken ‚vergesslich‘“, sagt Schneider.

Unterschiede beim Altern

Der Alterungsprozess wird – wie bei allen Lebewesen – von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst. Wie schon erwähnt, haben kleinere Hunde eine weitaus höhere Lebenserwartung als ihre größeren Verwandten. Dr. Kraus: „Studien weisen darauf hin, dass dies auf das schnellere Wachstum zurückzuführen ist.“ Ebenso sind Mischlinge in punkto Altern ihren Rassekollegen gegenüber klar im Vorteil.

Durchschnittlich werden Hunde zwischen zehn und 16 Jahre alt. Ina Wähner vom Verband Deutscher Tierheilpraktiker ergänzt: „Natürlich kommt es auf die Vorstadien der Hunde an. Hatte er eine schlechte Welpenzeit (schlechte Haltung, Versuchsstation) oder eine derartige Vorgeschichte in der Familie. Bei großen Hunderassen kommt es zudem noch auf die Entwicklung im Welpen- und Pubertätsalter an, ob sie gut gewachsen sind (also langsam mit genügend Calcium und Vitaminen für einen stabilen Knochenaufbau) oder aus einer schlechten Zucht kommen, wo HD oder Ähnliches üblich ist.“

Wie bei uns Menschen hat der Lebenswandel also einen entscheidenden Einfluss auf den Alterungsprozess. Eine üppige Leibesfülle und ein geringer Fitnesslevel kann auch unsere Vierbeiner in ein frühes Grab bringen. Schneider fasst zusammen: „Die individuelle Alterung des Hundes sowie seine Lebenserwartung hängen von verschiedenen Faktoren ab. Neben angeborenen oder genetischen Faktoren, spielen auch äußere Einflüsse wie ausgewogene Ernährung, Bewegung und ein ausgeglichenes soziales Umfeld für den Alterungsprozess eine Rolle.“

In Würde Altern – aber bitte nicht zu früh

Neben altersgerechter Fütterung und Aktivitäten, angemessenen Vorsorgeuntersuchungen sowie einem passenden sozialen Umfeld in jeder Altersphase des Hundelebens, bedarf der Hund vor allem im Seniorenalter besonderer Zuwendung und Beachtung. So weist Wähner auf die Bedeutung regelmäßiger Untersuchungen zur Vorbeugung von Gelenks-, Herz- oder neurologischen Krankheiten im Alter hin.

Aktivitäten und Fütterung müssen dem Alter entsprechend angepasst werden, um Problemen in den fortgeschrittenen Lebensjahren entgegenzuwirken. Auch begleitende tierärztliche oder physiotherapeutische Therapien können dem Hund das Altern enorm erleichtern. „Bei vermindertem Aktivitätsniveau neigen viele Hunde zu Übergewicht. Gerade Übergewicht führt aber zu allgemeiner Trägheit, einer höheren Belastung des Herzens und der Gelenke, zu Kurzatmigkeit und einem erhöhten Risiko an Diabetes zu erkranken.

Zudem verlangsamen sich die Stoffwechselprozesse im Körper, was sich auf das Immunsystem, den Zustand der Haut, des Fells sowie die Funktion des Verdauungsapparates auswirken kann. Ein altersbedingter Muskelschwund wird durch Bewegungsmangel noch verstärkt, was sich wiederum negativ auf den gesamten Bewegungsapparat des Hundes auswirkt“, ergänzt Schneider.

Im Gegensatz zum Menschen, können Hunde weit weniger Einfluss auf ihren Alterungsprozess nehmen und so sind hier die Halter in der Pflicht, das Leben ihrer Fellnasen nicht nur so angenehm wie möglich, sondern auch so gesund wie möglich zu gestalten, um ihnen ein langes und gesundes Leben zu ermöglichen.

Beitrag: Sylke Schulte

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