Ergänzungsfuttermittel für Hunde – Schaden oder Nutzen?

Ergänzungsfuttermittel für Hunde
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Was dem Einen nutzt, schadet dem Anderen
Laut der Definition in den EU-Richtlinien sind Ergänzungsfuttermittel für Hunde „Mischungen von Futtermitteln, die einen hohen Gehalt an bestimmten Stoffen aufweisen und die aufgrund ihrer Zusammensetzung nur mit anderen Futtermitteln zur täglichen Ration ausreichen“ (EU-Richtlinie 31979L0373).

Insbesondere für Halter von kranken Hunden können Nahrungsergänzungsmittel der letzte Strohhalm sein, wenn andere Maßnahmen nicht mehr greifen. Für Hundebesitzer von gesunden Tieren werden sie häufig eher prophylaktisch, in der Hoffnung, den Hund vor Erkrankungen zu schützen, verwendet. Eine fälschliche Annahme, die sich an der Gesundheit der Tiere rächen kann. Wann sind also Nahrungsergänzungsmittel eine wirklich gesunde Option für den Hund und welchen Schaden können sie anrichten?

Die Tierphysiotherapeutin Claudia Damrich ist für den gezielten Einsatz von Ergänzungsfuttermitteln bei Hunden.

Hilfe für kranke Hunde

Ist der Hund krank, sucht der Mensch nach Hilfe: Um chemische Medikamente zu reduzieren und gerade auch dann, wenn der Tierarzt nur noch Schmerzmittel zur Verfügung stellt. Und Hilfe ist verfügbar: Ob für die Zahnhygiene, den Gelenk-, Bindegewebs-, Haut- und Haarstoffwechsel oder zur Regulation und Unterstützung der Magen-Darmfunktion, für alles gibt es Pülverchen, Pillen und Kräuter zum Futter hinzu.

Bei Tieren mit bestehenden Erkrankungen können diese Ergänzungsfuttermittel sinnvoll sein. Hier kann das richtig gewählte Produkt helfen, eine Krankheit zu lindern oder auch schneller zu überwinden. Besonders Erkrankungen, die durch das Fehlen bestimmter Nährstoffe auftreten, lassen sich durch eine befristete Gabe von bestimmten Produkten behandeln.

Auch wenn andere ungewöhnliche Situationen wie Leistungsstress, Wachstum oder psychische Belastungen (Trennung oder Tod) bestehen, kann über einen kurzen Zeitraum ein weiteres Präparat zur Nahrungsergänzung von Nutzen sein.

Die Natur ist eine Apotheke

Wer bei der Wahl der Ergänzungsfuttermittel auf Naturbelassenheit und/oder sorgfältige Verarbeitung des Rohstoffes achtet, kann mit den Mitteln beispielsweise Entgiftungsorgane wie Leber und Niere entlasten, Stoffwechselfunktionen anregen und auch Schmerzen lindern.

Dabei spielt die Art der Anwendung eine entscheidende Rolle. Viele Kräuter und Vitamine können nämlich vom Körper nur aufgenommen werden, wenn sie z. B. an Omega-3-Fettsäuren gebunden werden. Deshalb ist der Löffel Öl im Futter zwingend notwendig. Richtig angewendet, können dann Zugaben wie Extrakte grünlippiger Islandmuscheln, Ginko, Arnika, Teufelskralle, Mariendistelkraut, dem Hund schnell und sicher Schmerzen lindern, Mobilität verbessern und sogar Allergiesymptome verbessern.

Mangelerscheinungen vermeiden

In einigen Fällen können Ergänzungsfuttermittel Hunden helfen, zivilisationsbedingte Mangelerscheinungen zu verhindern. Denn selbst ein ausgewogenes und artgerechtes Futter kann zu Unterversorgung von einem bestimmten Nährstoff führen.

Stehen doch Knochen von deutschen Rindern seit kurzem unter Verdacht, nicht mehr genügend Calcium zu enthalten. Folgerichtig ist auch die Calciumversorgung der Knochen fressenden Hunde gefährdet. Hier kann ein ausgewogener unsynthetischer Mineralzusatz den kleinen Fehler wieder ausbügeln und die Gesundheit des Hundes gewährleisten.

Die Tierheilpraktikerin Kristina Kuhn hat die Erfahrung gemacht, dass eine gesunde Ernährung Ergänzungsfuttermittel überflüssig macht.

Wenn „ein paar“ Extra-Vitamine und Mineralien krank machen

Angelockt durch zahlreiche Angebote und eine Fülle von Werbung wissen Hundehalter oft nicht mehr, was wirklich gut für ihr Tier ist. Sie sind verunsichert, ob das von ihnen ausgewählte Futter allein tatsächlich ausreichend ist oder nicht.

Weil der Vierbeiner optimal versorgt sein soll und nur das Beste gerade gut genug für das Familienmitglied ist, greifen Frauchen und Herrchen oft tief in die Tasche, um das Fell noch schöner, die Haut noch geschmeidiger, eben den Hund noch gesünder zu machen. Aber gesünder als gesund macht leider oft erst wirklich krank.

Hautausschlag und Ekzeme

Dackel „Spencer“ war ein gesunder, fünfjähriger Rüde, der seinen Besitzern viel Freude bereitete. Spencer sollte möglichst lange gesund bleiben, deshalb erhielt er zusätzlich zu seinem normalen Futter regelmäßig Vitaminprodukte als Ergänzungsfuttermittel. Spencer kratzte sich immer häufiger an den Pfoten und biss sich diese sogar wund.

Er litt unter einem starken Zwischenzehenekzem. Auch nach längerer Behandlung besserte sich der Zustand von Spencer nicht. Erst nachdem die Zusatz-Vitaminpräparate weggelassen wurden, heilten die Ekzeme an den Dackel-Zehen ab.

Überschüssige Nährstoffe können krank machen

Mit einem Ergänzungsfuttermittel soll die bisher gegebene Nahrung dahingehend ergänzt werden, dass Mangelerscheinungen im Körper verhindert und schon bestehende Mangelprobleme ausgeglichen werden. Bei einem gesunden Tier muss aber weder eine Mangelerscheinung verhindert, noch ein Mangel ausgeglichen werden.

Viele Produkte werden so konzentriert hergestellt, dass das Angebot meist schon von vorne herein über dem Bedarf liegt. Jetzt bekommt ein gesunder Hund aber zusätzlich einen Nährstoff, den er nicht benötigt. Eine minimale Überdosis würde ihm wahrscheinlich nicht schaden, die konzentrierte Dosis aber sehr wohl.

Nährstoffverwertung unmöglich

Ein weiteres Problem liegt in der grobstofflichen Herstellung. Das heißt, die Ergänzungsfuttermittel werden in recht reiner Form hergestellt. Dies macht eine vollständige Aufnahme in den Körper des Hundes unmöglich. Ähnlich wie bei einem Teebeutel, der nicht den Tee, sondern nur seinen Geschmack abgibt, werden bei grobstofflichen Nahrungsergänzungsmitteln nur kleinste Teile des eingenommenen Präparates bis in die Zelle transportiert.

Der nicht benötigte Rest wird im günstigsten Fall vom Körper wieder ausgeschieden. Häufig können überschüssige Nährstoffreste vom Körper des Hundes aber nicht ausgeschieden werden. Der Organismus speichert sie an anderen Stellen ab und bildet sozusagen „Nährstoff-Mülldeponien“. Die Ansammlung von Zusatzstoffen kann dann großen Schaden anrichten, wie am Beispiel des Dackels „Spencer“ deutlich wird.

Fazit – und hier sind sich die beiden Expertinnen einig:

Ein sorgfältig ausgesuchtes Ergänzungsmittel kann nach einer ausführlichen Untersuchung eine große Hilfe für den kranken Hund sein. Der gesunde Hund ist aber mit einem gesunden und artgerechten Futter ausreichend gegen Mangelernährung geschützt.

Beitrag: Tierphysiotherapeutin Claudia Damrich, Hilden / Tierheilpraktikerin Kristina Kuhn, Haan

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