Mit dem Hund im Frühling – Düfte bis die Nase glüht!

Hund im Frühling
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So langsam legen Hundehalter Schicht um Schicht des regenfesten, schmutzabweisenden „Kälteschutz -Gassigeh-Panzers“ ab und streifen wieder ohne eingezogenen Hals mit Fiffi durch die Natur. Der Frühling lockt aber nicht nur mit angenehmen Temperaturen, sondern auch mit einem Potpourri aus Düften, die im Winter unter Kälte und Schnee verborgen bleiben. Und wenn Mensch schon riecht, wie alles anfängt zu spießen und zu blühen, was machen dann die unwiderstehlichen Düfte mit den Vierbeinern? Genau – Naseneuphorie!

Jetzt geht es los!

Mit dem Erwachen der Natur kommen auch die Vierbeiner wieder in Fahrt und streifen nicht nur tonnenweise Winterfell ab, sondern auch die Trägheit. Der Hund tobt in den Frühling und wälzt sich genüsslich auf dem ersten frischen Gras der Wiesen. Danach ein überschwängliches Buckel-Hüpfen, um sich selbst und vielleicht noch ein wildes Schwänzchenjagen. Abgerundet wird das Ganze dann von einem hingebungsvollen Bad in der Sonne. Ist die Fellbacke dann kurz ausgeruht, geht es auf Entdeckungstour bis die Nase glüht.

Das große Krabbeln und Summen

Ob Regenwurm, Maus, Spinne, Fliege, Hummel oder Wespe, ab jetzt sind unzählige Insekten wieder aktiv. Aber Vorsicht, das birgt gerade auch für unerfahrene Welpen und Junghunde zahlreiche Gefahren. Denn so ein Stich von einer Biene oder Wespe ist nicht nur sehr schmerzhaft für Hunde, manche Vierbeiner reagieren auch allergisch. Innerhalb weniger Minuten schwillt die Einstichstelle um ein Vielfaches an.

Hat der Hund das Insekt in der Schnauze oder sogar runtergeschluckt, besteht die Gefahr, dass er erstickt. Dann ist Eile geboten, denn hier kann nur noch der Tierarzt helfen. Damit also Fiffi gar nicht erst in eine solche Lage kommt, sollte „fliegende- Tiere- schnappen“ von Anfang an verboten werden.

Der Eine läuft, der Andere läuft weg, die Nächste ist läufig

Auch wenn Frauchen und Herrchen jetzt schnell wieder auf eine Strandfigur hinarbeiten wollen, sollten Mensch und Hund besser langsam Kondition aufbauen und die Muskeln nicht überanstrengen. Joggen, Radfahren oder Skaten gerne- das Training aber bitte stetig und moderat steigern. Für diejenigen, die gerne „jagdlichen Hobbys“ nachgehen, heißt es im Frühling wieder vermehrt aufzupassen. Denn die Waldbewohner bekommen zu dieser Jahreszeit Junge. Man sollte sie während der Aufzucht nicht stören.

Wer jetzt nicht hören kann, sollte es entweder ganz schnell lernen oder an der Leine durch den Wald geführt werden. Im Frühjahr duften natürlich auch die Hundedamen häufig ganz besonders betörend, denn viele von ihnen werden läufig und sind damit in der so genannten Hitze. Sie dauert ungefähr 21 Tage. Im letzten Drittel sind die Damen dann auch noch „willig und bereit“ sich zu paaren, halten das Schwänzchen zur Seite und freuen sich über einen schicken Rüden. Nicht so Frauchen und Herrchen von beiden Hunden, die deshalb bei Hundebegegnungen dann gern hektisch werden.

Fluchen und sich gegenseitig beschimpfen nutzt aber keinem etwas. Erstens ist es die Natur und auch die läufige Hündin muss Gassi und sich bewegen. Und zweitens ist das alles mit ein bisschen Rücksichtnahme wunderbar zu regeln. Der Rüdenbesitzer wird rechtzeitig auf die duftige Dame hingewiesen, dieser sammelt seinen liebestollen Gefährten ein, beide versuchen ein „aneinander Schnuppern“ zu vermeiden –und jeder geht seiner Wege.

Hundenase auf dem richtigen Weg

Generell ist Nasenarbeit für jeden Hund spannend und eine sehr wichtige Art, den Hund im Kopf auszulasten. Vom Welpen bis zum Senior: alle haben sie ein sehr feines Näschen, was mit verschiedenen Aufgaben von den oben verlockenden „Abwegen des Frühlings“ abgebracht werden kann. Ob Menschen-, Objekt- oder
Fährtensuche, es gibt unendlich viele Möglichkeiten. Einige davon haben vier Hundetrainer zusammengetragen und erklären die ersten Schritte zur erfolgreichen Suche:

Schnüffelspiel „Nase hoch“

Bei diesem Spiel ist es hilfreich, wenn der Hund „Sitz“ & „Bleib“ (& „Schau“) beherrscht – ansonsten gegebenenfalls anfangs mit einer Leine absichern. Den Hund in einem kleinen Abstand zu einem Baum mit grober Rinde absitzen und zuschauen lassen, wie kleine, gut duftende Leckerlis so in die Ritzen der Baumrinde gesteckt werden, dass die Fellnase diese gut erreichen kann.

Im nächsten Schritt schickt man den Hund mit einem eindeutigen, immer gleichen Startsignal zum Baum, wo er die Leckerlis mit erhobener Nase erschnüffeln und verputzen kann. Wichtig ist, dass der Hund anfangs schnell zum Erfolg kommt und viel Freude an diesem „Schnüffeljob“ hat.

Zudem sollte man das Training mit einer „Impulskontrolle“ aufbauen. Das bedeutet, dass der Hund nicht direkt seinem Impuls folgen darf, die Leckerlis unkontrolliert zu ergattern, sondern warten muss, bis er vom Halter geschickt wird. Durch das Verlängern der Wartezeit oder durch das Erhöhen des Abstands zum Baum, kann man den Schwierigkeitsgrad langsam steigern. Bei einer anderen Variante kann zum Beispiel vor dem Start ein „Schau“ eingefordert werden.

Ziel ist es, dass der Hund nicht mehr sieht, wo die Leckerlis versteckt wurden und er den „richtigen“ Baumstamm mit seinem Geruchssinn eigenständig findet. Diese Übung im Rahmen eines spannenden Abenteuerspaziergangs fördert die Bindung und verknüpft Auslastung im Kopf mit kostenlosen Dehnübungen. Bei Hunden mit Gelenkerkrankungen und ähnlichen Beschwerden vorher mit dem Tierarzt/ausgebildeten Physiotherapeuten besprechen, ob solche Übungen sinnvoll sind.

Lisa Lindner, Hundeschule HAPPY DOGS, www.hundeschule-solingen.de

Mantrailling – Menschensuche

Der Aufbau eines Trails zur Menschensuche erfolgt in kleinen Schritten, um vor allem das Interesse und die Motivation des Hundes aufzubauen. Begonnen wird ausschließlich auf weichem Untergrund wie Wald und Wiese. Dort ist es für den Hund wesentlich einfacher den Geruch herauszuarbeiten. Zunächst wird der Hund von seinem Hundeführer am Start festgehalten, während eine weitere Person dem Hund ein Motivationsmittel wie Futter oder Spielzeug präsentiert und hiermit auf sich aufmerksam macht. Zusätzlich wird der Hund stimmlich vom Hundehalter und der weiteren Person motiviert.

Die vom Hund zu suchende Person lässt nun ihren Geruchsartikel fallen und läuft wenige Meter weg, um sich zu verstecken. Bei weniger motivierten Hunden kann man am Anfang noch auf Sicht arbeiten. Die zu suchende Person verschwindet dann noch nicht aus dem Sichtbereich des Hundes. Diese Vorgehensweise sollte man allerdings schnellstmöglich umstellen damit der Hund nicht lernt über die Augen zu suchen. Ist die zu suchende Person in ihrem Versteck, führt man den Hund zum Geruchsartikel.

Von Anfang an ohne Leine

Sobald er sich damit beschäftigt, kommt das Trailkommando des Hundeführers. Wann immer möglich, sollte der Hund am Anfang ohne Leine arbeite. So kann er seinen eigenen Stil erarbeiten und wird nicht über die Leine behindert oder gebremst. Bei der zu suchenden Person angekommen, bekommt der Hund seine Futter- oder Spielzeugbelohnung, begleitet durch motivierendes, fröhliches Lob. Findet der Hund zuverlässig auf weichem Untergrund über kurze Strecken und ist die Motivation im Hund geweckt, werden nach und nach Geschirr und Schleppleine hinzugefügt sowie die Suchstrecke verlängert bzw. die ersten Winkel (Abbiegungen in der Wegstrecke der zu suchenden Person) eingebaut.

Harte Untergründe wie Schotter und Asphalt werden erst nach und nach in kleinen Einheiten in das Training mit eingebunden. Es ist enorm wichtig, dass der Schwierigkeitsgrad bei der Suche nach dem Menschen nicht zu schnell erhöht wird. Andernfalls überfordert man die Hunde, welche dann die Arbeit entweder ratlos beenden oder versuchen, über Hetzen wieder auf den Trail zu kommen.

Christoph Clemens, www.couchwolf.de

Futterdummysuche

Die Suche nach dem Futterdummy ist eine schöne Beschäftigung für unterwegs. Das Geben und Nehmen wird im ersten Schritt über ein Tauschgeschäft geübt („Gib mir den Beutel, dann darfst Du daraus etwas fressen”). Hierfür eignen sich Superleckerlis. Klappt das gut, legt man das Objekt (Futterdummy) mit einem kurzen Abstand zwischen Hund und Mensch.

Der Hund wird aufgefordert, den Gegenstand zum Mensch zu bringen. Er hat ja gelernt, dass es sich lohnt zu Tauschen. Nun vergrößert man den Abstand zwischen Hund, Dummy und Mensch schrittweise. Wenn der Hund eine Distanz von ca. 15 Metern sicher leistet, kann mit dem Suchen und Bringen begonnen werden. Anfangs darf der Hund sehen, wo die Beute, der mit Leckerlis befüllte Futterdummy versteckt wird.

Später nicht mehr: Während er wartet, sucht man sich Bäume, Sträucher, Blätterhaufen, Mulden oder Ähnliches aus und tut so, als ob man den Dummy dort ablegt. An welcher Stelle sich der Dummy wirklich befindet, sieht der Hund so nun nicht mehr. Wieder beim Hund angekommen, folgt die Aufforderung zum Suchen. Nach und nach steigert man die Anzahl der Bäume und Sträucher, bei denen die Ablage der Beute angetäuscht wird.

Auch kann man beim Spaziergang wie zufällig etwas verlieren. Diese Variante der Beschäftigung wird erst ganz leicht begonnen und die Entfernung langsam gesteigert. Zuhause kann man zum Beispiel alte Socken zu einem oder mehreren Haufen türmen. Einen Dummy oder einen mit Futterstücken befüllten, leicht zugeknoteten Socken darunter verstecken. Man kann auch Kissen nehmen, diese auf dem Boden verteilen und etwas unter einem davon verstecken. Eine Kiste mit geknüllter Zeitung, leeren Klorollen, Tüchern oder Ähnlichem befüllen und darin etwas suchen lassen, ist auch eine schöne Beschäftigung.

Konny Borutta Hundezentrum Rhein-Sieg, www.hundezentrum-rhein-sieg.de

Mini-Fährte

Für den Aufbau einer Fährte als Freizeitbeschäftigung, tritt man zunächst ein Viereck auf den Boden. Letzteres enthält ein Spitzdach und läuft in die weitere Fährte hinein. Die Fährte selbst läuft vom Spitzdach aus, anfangs etwa 3 bis 4 Meter in die Wiese oder den Acker hinein. In dieses Viereck legt man die Leckerchen. An den Rändern etwas weniger, zum Spitzdach hin etwas mehr, am Übergang vom Spitzdach zur Fährte ruhig ein kleines Häufchen.

Von dort aus laufen die Leckerchen auf die Fährte aus. Auf ein Signal darf der Hund das „Leckerchen-Haus“ absuchen. Dabei soll der Hund „nach vorne suchen“ und sich nicht umdrehen. Etwas Hilfestellung am Geschirr ist erlaubt. An den Schluss dieser Anfänger-Mini-Fährte legt man ein Leckerchen-Jackpot für den Hund. Hat der Hund den Ansatz sicher verstanden, kann man anfangen, richtige Minifährten zu legen. Das Haus fällt weg und es wird sofort mit einer Fährte gestartet, in die beispielsweise eine Kurve eingebaut wird, die die Richtung abrupt wechselt, einen Kreis bildet usw. Der Fantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt. Wichtig ist für die Anfänge, dass in jedem Tritt (Fußabdruck) ein Leckerchen liegt. Später kann man diese abbauen.

Weniger ist mehr

Allerdings sollte dies nicht zu früh geschehen, da die Hunde dann dazu neigen, hektisch zu werden und unsauber zu suchen. Wer sich wirklich für die Fährte begeistert, kann noch Gegenstände in die Suche einbauen, der einfachste Weg dorthin ist: Gegenstand auf der Fährte auslegen, unter den Gegenstand (ein Schlüssel z.B.) ein Leckerchen legen, dem Hund das Zeichen für „Platz“ oder „Sitz“ geben, sobald er den Gegenstand gefunden hat, zum Hund gehen, Gegenstand einstecken, das Leckerchen dem Hund reichen. Die Fährtenarbeit fordert vom Hund ein hohes Maß an Konzentration, deswegen sollte man sich am Anfang das Ziel setzen, „Weniger ist mehr“.

Manuela Brück, K9Unit, www.K9Unit.de

Nasenarbeit ist für jeden Hund sehr anstrengend. Deshalb sollte man unbedingt darauf achten, dass die Hunde nicht überanstrengt und überfordert weden. Generell gilt der Satz: “Aufhören, wenn’s am schönsten ist” und ebenso wichtig: Immer mit einem Erfolg für den Hund abschließen. Dann bleibt diesem die Zusammenarbeit mit seinem Menschen in positiver Erinnerung und er freut sich auf die nächste Schnüffeleinheit.

Burga Torges Hundetrainerin, www.HundeArt.com

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