Welpen richtig erziehen – Grundlagen und Regeln

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Welpen sind einfach süß, da wird niemand widersprechen. Alles an ihnen ist rund, die Augen und Pfoten sind riesig, die Nase winzig. Spätestens wenn man sie unbeholfen rumtapsen sieht, ist es um einen geschehen. Ob beim Züchter oder im Tierheim: Schnell ist so ein Hundewinzling eingepackt und zieht zu Hause ein.

Wohl dem, der das gut überlegt hat, denn Hunde sind intelligente Wesen, mit speziellen Bedürfnissen, die oft nicht mit der Bequemlichkeit des Menschen übereinstimmen. Und Welpen richtig zu erziehen ist Gewiss keine leichte Aufgabe.

Konsequenz und Kontinuität

Bevor man einen Welpen bei sich aufnimmt, sollte man sich deshalb vorher intensiv damit auseinandersetzen, ob man wirklich für einen Hund geeignet ist. Denn zusätzlich zu allem Schönen, wie Spielen, Bindung zum Hund aufbauen und Kuscheln, steht die Erziehung des Vierbeiners an und die beginnt in dem Moment, wo der kleine Hund die Pfote über die Türschwelle setzt.

Vom ersten Tag an gilt es, für das neue vierbeinige Familienmitglied allgemein gültige Regeln aufzustellen, an die sich alle Zweibeiner im Haus halten. Diese sollten altersgemäß sein und konsequent über den Zeitraum des gesamten Hundelebens verfolgt werden. Denn wer zunächst mit viel Elan an die Erziehung seines Hundes herangeht, aber kein Durchhaltevermögen beweist, steht früher oder später vor der Aufgabe, unerwünschtes Verhalten wieder abzugewöhnen. Und da Hund gern an „hart erarbeiteten Privilegien“ festhält, kann es mitunter etwas länger dauern, bis Mensch sich wieder an die Spitze des Rudels vorgearbeitet hat.

Sich dabei von professioneller Seite unterstützen zu lassen, kann durchaus hilfreich sein, da manche Hundebesitzer vor lauter Liebe zu ihrem Hund blind sind, wenn es darum geht, Schlitzohrigkeiten und Sturheit zu erkennen, die darauf hindeuten, dass mittlerweile der Vierbeiner die Hosen an hat. Und das gilt ganz besonders für die stets unschuldig dreinblickenden „Wölfchen“.

Die ersten Schritte zum Mensch-Hunde-Team

Wenn ein Welpe zu Hause einzieht, ist er im Durchschnitt acht bis zwölf Wochen alt und hat seine sogenannte Prägephase schon durchlebt (vierte bis achte Woche). Im besten Fall ist er in dieser Zeit mit so vielen Umweltreizen wie möglich konfrontiert worden, die für sein Leben entscheidend sind. Dazu zählen Autofahrten, Verkehrslärm, Kinder, verschiedene Menschen und Haushaltsgeräusche.

Eine „gute Welpenstube“ ist wirklich wichtig, denn fehlt diese Umweltsozialisation, entwickelt der Hund Verhaltensauffälligkeiten wie Ängste und Aggressionen. Ungefähr nach der achten Lebenswoche ist der junge Hund in der Sozialisierungsphase, in der er mit seinem neuen Sozialpartner Mensch nun gemeinsam die Umwelt erkunden sowie erste altersgerechte Erziehungselemente kennenlernen und einprägen sollte. Klare Grenzen zu vermitteln, gehört nämlich genauso zur Erziehung, wie Zuneigung und Liebe zu zeigen. Nur wenn der Welpe genau weiß, was er darf und was nicht, fühlt er sich sicher.

Vermeidungsstrategien vermeiden nur das Lernen

Für gute Bespiele in puncto Grenzen setzen, muss man sich nur in der eigenen Wohnung umsehen. Wer gerne weiterhin fransenfreie Vorhänge vor den Fenstern und volles Blattgrün an seinen Zimmerpflanzen hätte, lernt schnell, dass er auch mit einem perfektionierten, pfeilschnellen Spurt zum Hundchen langfristig auf der Verliererspur fährt, sollte sein verbaler Verbotsversuch nur aus einem langgezogenen „Neeeiiiiiiin!“ bestehen. „Wölfchen“ lernt nämlich so nur, schneller Blattgrün zu schlucken oder eben kräftiger an der Stoffbahn zu ziehen, um sich dann erfolgreich mit eben dieser auf die Flucht zu begeben.

Wirksamer ist es, Situationen zu provozieren, in denen dem kleinen Hund beigebracht wird, wie der Mensch aussieht, wenn er sich nähern darf und welche Körpersprache ihm ankündigt, dass eine weitere Distanzunterschreitung unangenehme Folgen für ihn hat. Es sei hier ausdrücklich noch einmal betont, dass Korrekturen am Hund, egal in welchem Alter ausnahmslos gewaltfrei und altersgerecht durchgeführt werden müssen.

Meins ist meins und nicht deins!

Für ein hundegerechtes Grenzen Setzen bietet es sich an, einen Ball oder Kauknochen in die Hand zu nehmen und sich auf den Boden zu setzen. Das Objekt wird eng am Körper gehalten und somit Besitzanspruch signalisiert. Erwartungsgemäß kommt der Welpe nun angeflitzt, um das, was sein Mensch so Besonderes in der Hand hält, in Augenschein zu nehmen und zumeist zielgerichtet sogleich die Zähne in dem Objekt zu versenken.

Mit steifer Körperhaltung und entsprechend streng fixierendem Blick wird dem Welpen nun signalisiert, dass sein Verhalten unerwünscht ist. Weil der kleine Hund noch nicht weiß, wie ein Mensch aussieht, wenn er Distanz einfordert, wird er die Signale ignorieren. Darauf folgt ein kurzer Griff über die Schnauze des Hundes in Verbindung mit einem Wort, das sein ganzes Leben lang „lass das!“ bedeuten wird. Es empfiehlt sich hier ein „Schluss!“ oder „Ende!“. Die Geste sollte den Welpen beeindrucken, ihn aber nicht verängstigen. Ist ihm die Korrektur gleichgültig, war sie nicht deutlich genug und sollte bei erneuter Annäherung wiederholt werden .

Auch wenn „Wölfchen“ also das nächste Mal auf die Inneneinrichtung zielt, ist es sinnvoller, ihn in Aktion zu korrigieren, als die Situation zu vermeiden, indem die Wohnung fast bis zur Gänze ausgeräumt wird, um sie „welpensicher“ zu machen. Natürlich sollten sich keine Gefahrenquellen, wie Stromkabel in direkter Zahnnähe des entdeckungsfreudigen jungen Vierbeiners befinden. Aber auch hier muss er lernen, dass sie nicht angekaut werden dürfen. Wer erst wartet, bis der Hund im Rotzlöffelalter ist und sich dann mit einem pubertierenden „Machich-nicht-Hund“ an diese Situationen wagt, den erwarten unnötige kleine bis mittelgroße Machtkämpfchen.

Grundkommandos altersgerecht lernen

Auch wenn der Welpe sich noch nicht lange konzentrieren kann, ist er in der Lage, in kurzen fünfminütigen Trainingsphasen zu lernen. So kann man die Basis für eine verlässliche Grunderziehung legen. Werden in zwei bis drei Wiederholungen des jeweiligen Kommandos „Sitz!“, „Komm mit!“, „Hier!“, „Platz“! und „Lauf!“ als Auflösezeichen die Grundkommandos geübt, sind die ersten Schritte schnell gelernt. Das sollte in einer möglichst reizarmen Umgebung geschehen, damit der Welpe sich voll auf die Kommunikation seines Menschen konzentrieren kann und schnell Erfolge erzielt, die ihn wiederum positiv bestätigen.

Am besten streut man ein Kommando am Tag zwischen Fressen, Spielen und Schlafen immer wieder beiläufig ein. Klappt das schon gut in der vertrauten Umgebung, setzt man die Kommandos in kleinen Schritten draußen um, möglichst wieder so, dass es immer klappt. Hierbei ist das Arbeiten in kleinen Distanzen und sich langsam steigernder Ablenkung erfolgreich.

Spielen, Spielen, Spielen

Zu einer erfolgreichen Welpenerziehung ist die Sozialisation mit Artgenossen in Spielgruppen unerlässlich. Denn hier lernt der Hund, dass es Artgenossen der verschiedensten Couleur gibt, die entsprechend unterschiedlich kommunizieren. Vom röchelnden Mops, über die faltige Bordeauxdogge bis hin zum direkten Blick der Schäferhund-Fraktion. Ob zottelig oder gelockt, groß oder klein, von Chihuahua bis Landseer, alle sollten durchgeschnüffelt werden. Wichtig ist dabei, dass man die Spielgruppen kontrolliert führt und eingreift, wenn die Hunde zu ruppig miteinander umgehen.

Jeder Hund muss lernen, dass ein Spiel zu Ende ist, wenn man sich daneben benimmt. Natürlich darf und muss sogar sich auseinandergesetzt und gestritten werden. Aber auch hier gibt es Grenzen, denn soziales Spiel unter jungen Hunden dient immer auch der Erprobung für den Ernstfall einer Auseinandersetzung. Hier testet man Strategien und probiert, wie weit man gehen kann.

Umsicht ja, aber bitte nicht in Watte packen

Es ist wichtig, den kleinen Welpen nicht zu überlasten und für unerfahrene Hundebesitzer mag auch die Faustregel eine Richtschnur bieten, dass der Hund pro Lebenswoche eine Minute Bewegung am Tag haben darf. Auf Welpen von Riesenrassen, wie Dogge und Irish Wolfhound mag das zutreffen. Die Erfahrung zeigt aber, dass das für die meisten agilen Welpen zu wenig ist.

Man sollte seinen jungen Hund gut beobachten und sich langsam an das Maß des Auslaufes herantasten. Es empfiehlt sich beispielsweise mit 15 Minuten pro Strecke (dreimal am Tag) zu beginnen und von Woche zu Woche fünf Minuten länger zu gehen. Wird der Hund müde, ermöglicht man ihm die nötigen Pausen und geht die nächste Strecke etwas kürzer.

Wichtig ist auch, bereits in den ersten Wochen in kleinen Schritten zu üben, den Hund alleine zu lassen. Denn er muss lernen, dass es Zeiten gibt, in denen er von seinem Menschen getrennt ist, auch wenn die Blicke des Vierbeiners noch so herzzerreißend sind. Anfangs sollte man nur eine Tür vor ihm schließen, die sich sofort wieder öffnet.

Dann weitet man diese Übung um jeweils eine Minute aus und wenn das gut klappt und der Welpe es stressfrei akzeptiert, schließt man die Haustür in die Übung mit ein. Auch hier gilt wie bei der Hundeerziehung generell: Kleine Schritte machen, Erfolge sammeln und mit Geduld konsequent dranbleiben. So werden aus kleinen Welpen souveräne erwachsene Hunde.

Beitrag: Burga Torges, Hundetrainerin in Düsseldorf, www.hundeart.com
Bild: SXC und Karina LS, fotolia.com

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