Workingtest – Retriever bei der Dummyarbeit

Workingtest retriever
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Dummyprüfungen und Workingtests erfreuen sich in Deutschland großer Beliebtheit. Denn hier können Hunderassen wie Golden-, Labrador-, Flat-Coated-, Curly-Coated-, Cheasepeak-Bay- und Nova-Scotia-Duck-Tolling-Retriever ihrer ursprünglichen Aufgabe, dem Apportieren von Wild, nachgehen. Natürlich wird dort anstelle von Tieren auf eine Art Ersatzbeute, den Dummy Jagd, gemacht.

Dies sind in der Regel 500 Gramm schwere Segeltuchsäckchen, die entweder mit Kunststoffgranulat oder Sägemehl gefüllt sind. Beim Workingtest nahe Düsseldorf, der in diesem Jahr sein fünfjähriges Jubiläum feierte, blieb auf jeden Fall kein Dummy liegen. Mit Rahmenprogramm, 45 freiwilligen Helfern sowie Richtern aus England, Irland, Belgien und den Niederlanden, wurde der Event für Mensch und Tier zu einem arbeitsreichen und spannenden Wochenende.

Workingtest in Erkrath-Unterbach

Ob am sonnigen Samstag oder im strömendem Regen am Sonntag: der Arbeitswille der teilnehmenden Hunde und ihrer Menschen war ungebrochen. 131 Teilnehmer hatten sich zum diesjährigen Workingtest in Erkrath-Unterbach angemeldet, um sich in den klassischen Retriever-Disziplinen, wie dem Markieren sichtig geworfener Dummys, dem Einweisen auf nicht sichtig gefallene Dummys und der Freiverlorensuche prüfen zu lassen. Hier konnten nicht nur alle Rassen starten, es waren auch Hunde ohne FCI/VDH-Papiere zugelassen.

Das ist nur bei wenigen Workingtests in Deutschland möglich. Eingeteilt wurden die arbeitswütigen Teams in drei Leistungsklassen: Schnupperer, Anfänger und Fortgeschrittene. „Die Schnupperer sind in der Regel 1-1,5 Jahre alte Hunde. Aber auch ältere Hunde, bei denen später mit der Ausbildung angefangen wurde, können als Schnupperer starten“, erklärt Walter Lickes, Richter und Initiator des Workingtests, der jedes Jahr am Haus Unterbach vor den Toren Düsseldorfs stattfindet.

Er ist seit 18 Jahren Mitglied des DRC (Deutscher Retriever Club), ehemaliger ehrenamtlicher Ausbilder und 2. Vorsitzender der Bezirksgruppe Sauerland.

„Die Teilnehmer kennen die gestellten Aufgaben vorher nicht, sie sind aber an den Ausbildungsstand des jeweiligen Hundes in den Klassen angepasst. Insgesamt müssen die Teilnehmer aller Leistungsklassen sechs Aufgaben durchlaufen. Der Test besteht darin, zunächst einen Dummy zu holen. Später müssen sie auch Aufgaben mit zwei Dummys absolvieren.

Für manche Hunde sind die Aufgaben selbst recht einfach. Für sie besteht die größte Schwierigkeit darin, zwischen den Aufgaben Ruhe zu bewahren und sich in den Pausen zu erholen. Aber das ist genauso wichtig, denn mit einem Hund, der immer auf 180 Touren läuft, kann man nicht ruhig im Gelände arbeiten“, weiß der Retriever-Ausbilder Lickes.

Dummyarbeit ist artgerechte Auslastung, nicht nur für Labrador & Co

Die Dummyarbeit hat ihren Ursprung Mitte des 20. Jahrhunderts in England. Natürlich wurde sie in erster Linie als Jagdersatz zum Apportieren von Wild eingeführt und eignet sich daher sehr gut für die ersten Schritte bei der Ausbildung eines jagdlich geführten Hundes.

Dummyarbeit eignet sich aber auch für alle Arten der Retriever, die nicht mit ihren Besitzern auf die Pirsch gehen, denn schon der Name verrät seine ursprünglichen Aufgaben. Retriever leitet man vom englischen Verb „to retrieve“ ab. Es bedeutet soviel wie „wiederbringen“. Das Apportieren des Dummys sollte deshalb eigentlich von Welpenalter an ein Muß an Beschäftigung für alle Retrieverartigen sein. Es lastet die Hunde körperlich sowie geistig aus und erhält darüber hinaus die typischen Arbeitseigenschaften eines „Wiederbringers“.

Auch Nicht-Retrievern macht im übrigen das Apportieren sichtlich Spaß, wie auf dem Workingtest in Erkrath-Unterbach zu sehen war. Hier stand mancher Hütehund seinen Retriever-Kollegen im Arbeitseifer in nichts nach.

Fortgeschrittene beeindruckten mit Präzision und Freude

Vor Beginn jedes Workingtest werden die gestellten Aufgaben von den Richtern unter Berücksichtigung der vor Ort gegebenen Geländeeigenschaften angepasst. In diesem Jahr setzte ein internationales Team die Aufgaben fest. Lee Hartis aus Großbritannien, Rony Michiels aus Belgien, Tony O´Hare aus Irland und Yvonne Holkeboer aus den Niederlanden sowie Hagen Krämer und Walter Lickes aus Deutschland passten die Arbeitsaufträge für die Teams an.

Alle Richter verfügen über jahrzehntelange Erfahrung in der Arbeit mit Retrievern und haben selbst an unzähligen Workingtests und internationalen Championaten teilgenommen. Natürlich kennt man es von an Schafen arbeitenden Hütehunden und auch von Hunden im professionellen Jagdeinsatz. Und dennoch ist es sehr beeindruckend, wenn ein Hund auf einer Wiese allein durch die Pfiffe seines Hundehalters in verschiedene Richtungen gelenkt wird und so in kürzester Zeit den zuvor in seiner Abwesenheit platzierten Dummy findet, um ihn dann in einem sprintartigen Galopp mit fliegenden Ohren und „breitem Grinsen“ zu seinem Besitzer zu bringen.

„Freiverlorensuche, Einweisen und Markieren. Dass sind die drei Apportierarten, die ein Hund mit fortgeschrittenem Ausbildungsstand können sollte. Denn sie erhalten Kombinationsaufgaben zwischen zwei bis drei Dummys. Und hier wird auch der Schwierigkeitsgrad verändert. So wird die Distanz vom Dummys zum Hund vergrößert. Ebenfalls arbeitet man mit verschiedenartigen Ablenkungen, wie beispielsweise Schüssen. Hier gilt es für Hund und Halter Ruhe zu bewahren“, so Walter Lickes.

„Die Ausbildung eines Hundes, bis er jede Form des Apportierens kann, auch auf große Entfernungen und in schwierigem, unübersehbarem Gelände, dauert insgesamt zwischen drei und vier Jahren. Hier gilt wie so oft: Der Weg ist das Ziel. Denn der Weg, also die Arbeit mit dem Tier an seiner Seite, ist das, was Mensch und Hund Spaß macht beziehungsweise Spaß machen sollte. Denn als Richter sieht man, ob ein Hund mit Freude arbeitet oder ob er bei der Ausbildung unter Druck gesetzt wurde. Bei allem Ehrgeiz – das sollte nicht sein.“

Vorbereitungen für den Workingtest im nächsten Jahr laufen bereits

Auch im nächsten Jahr wird es wieder einen Workingtest im Haus Unterbach in Erkrath geben. Die Vorbereitungen laufen bereits an. Wer sich für den Wettbewerb interessiert, oder seinen Hund in den nächsten Monaten gut vorbereiten möchte, erhält alle nötigen Informationen dazu unter www.workingtest-haus-unterbach.de.

Beitrag: Burga Torges, Hundetrainerin, www.hundeart.com

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