Kreuzbandriss beim Hund – Vorbeugung und Behandlung

Kreuzbandriss beim Hund
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Der Kreuzbandriss ist der häufigste Bänderriss beim Hund und eine oft auftretende Lahmheits-Ursache an der Hintergliedmaße. Betroffen sind vor allem große Hunde wie Labradar, Golden Retriever und Rottweiler im mittleren Alter, und kleine Hunde wie Yorkshire und West Highland White Terrier im höheren Alter. Häufig tritt diese Erkrankung bei übergewichtigen Hunden und bei kleinen Hunden auf, die gleichzeitig noch eine Verlagerung der Kniescheibe (Patellaluxation) aufweisen.

Woraus besteht ein Kniegelenk?

Das Kniegelenk des Hundes besteht aus dem Oberschenkel- und dem Unterschenkelknochen. Der Oberschenkelknochen besitzt am Ende zwei Walzen und der Unterschenkel bildet am Kniegelenk eine gerade, nach hinten abfallende Gelenkfläche. Aufeinandergehalten werden diese beiden Knochen von den verschiedenen Bändern des Kniegelenkes: jeweils ein äußeres und ein inneres Seitenband, das Kniescheibenband, das von der Kniescheibe bis zum Unterschenkel läuft und dem vorderen und dem hinteren Kreuzband.

Diese beiden Bänder befinden sich mitten im Gelenk, überkreuzen sich im Gelenk. Aus diesem Grund nennt man sie Kreuzbänder. Das vordere Kreuzband liegt seiner Bezeichnung entsprechend vor dem hinteren Kreuzband. Als Puffer zwischen Ober- und Unterschenkelknochen dienen die halbmondförmigen elastischen Menisken. Es gibt einen Außen- und einen Innenmeniskus.

Wie entsteht der Kreuzbandriss beim Hund und wie wird der Riss festgestellt?

Der Kreuzbandriss kann durch ein Trauma (Verletzung, z. B. durch Umknicken oder in ein Loch Treten) entstehen, häufig ist es jedoch so, dass durch vorangegangene Schwächung des Bandes eine sehr kleine Begebenheit ausreicht, um das Kreuzband endgültig reißen zu lassen. Dieser Verschleiß des Bandes, der nicht nur auf eine Gliedmaße beschränkt ist, ist die Ursache dafür, dass bei 50 % der Hunde zu einem späteren Zeitpunkt auch das Kreuzband auf der anderen Seite reißt!

Der Hundehalter bemerkt den Kreuzbandriss dadurch, dass der Hund humpelt und beim Sitzen sein Knie häufig nach außen dreht. Der Tierarzt stellt den Riss des Kreuzbandes durch Beurteilung des Ganges und der Position des Beines im Sitzen fest.

Verschiedene Tests dienen weiteren Überprüfungen. Der Schubladentest zeigt an, wie “fest” das Kniegelenk ist und wie weit sich Oberschenkel gegenüber Unterschenkel nach vorne bewegen lässt. Der so genannte Tibia (Unterschenkel) Kompressionstest beurteilt, wie weit sich der Unterschenkel nach vorne bewegt und nutzt dabei die Sehnenspannung des Beines aus, um die Vorwärtsbewegung des Unterschenkels auszulösen.

Beide Tests protokollieren, dass die Beweglichkeit bei einem Kreuzbandriss um einiges mehr ausgeprägt ist, als bei einem gesunden Knie. Je nachdem wie stark der Hund bemuskelt ist und wie aufgeregt der Hund bei der Untersuchung ist, sollten diese Tests in Narkose durchgeführt werden.

Meniskusschaden möglich …

Zusätzlich beurteilt der Tierarzt die Dicke und die Schmerzhaftigkeit des Kniegelenkes bei passiver Bewegung. Bei 80 % der Hunde tritt früher oder später zusätzlich zum Kreuzbandriss ein Meniskusschaden auf. Durch die vermehrte Beweglichkeit des Kniegelenkes wird der Meniskus sozusagen zwischen Ober- und Unterschenkel aufgerieben.

Der Tierhalter hört in diesen Fällen manchmal beim Laufen ein kleines Klicken, den so genannten “Meniskusklick”. Dies weist auf einen Anriss oder Riss des Meniskus, meist des Innenmeniskus, hin. Der Tierarzt wird bei diesen Hunden feststellen, dass eine Streckhemmung, Gelenkfüllung und Verdickung innen am Kniegelenk vorliegen.

Ein Röntgenbild vom Kniegelenk kann weder das Kreuzband noch den Meniskus darstellen, diese sind nur im Ultraschall sichtbar. Das Röntgenbild zeigt jedoch Folgeerscheinungen, die zusätzlich bei einem Kreuzbandriss auftreten: eine Gelenkfüllung, Arthrose und gegebenenfalls einen nach vorne geschobenen Unterschenkel (so genannte “Subluxation”). Wichtig es auch, andere Erkrankungen des Kniegelenkes auszuschließen (wie z.B. Knochentumor, Knorpelablösungen).

Was tun?

Die übermäßige Beweglichkeit des Kniegelenks führt nicht nur früher oder später zu einer Verletzung des Meniskus, sondern auch zu einer Arthrose im Kniegelenk. Mit einer Operation wird das Kniegelenk stabilisiert und weiteren Schädigungen des Kniegelenkes vorgebeugt. Aus diesem Grund sollten Kreuzbandrisse operativ versorgt werden. Bei kleinen und mittelgroßen Hunden (bis ca. 25 kg) reichen Kapselraffungen und Bandersatz aus, um eine ausreichende Stabilität zu erreichen. Bei großen Hunden (über 25 kg) reicht dies häufig alleine nicht aus.

Ursache für die Überbelastung des Kreuzbandes ist oft die abfallende Gelenkfläche des Unterschenkels. Dieses “Herunterrutschen”” des Oberschenkels findet nach Riss des Kreuzbandes in einem besonders starken Maße statt, und viele übliche Operationsmethoden reichen für große Hunde, die alleine durch ihr Gewicht große Kräfte freisetzen, nicht aus. Deswegen hat Dr. Slocum aus den USA in den 90er Jahren die TPLO (Tibial Plateau Leveling Osteotomy) entwickelt und seit über 110 Jahren wird diese Technik auch in Deutschland durchgeführt.

Bei der TPLO wird ein bogenförmiger Knochenschnitt im Schienbeinkopf durchgeführt und um einen bestimmten Korrekturwinkel gedreht und damit die abfallende Gelenkfläche begradigt. Im Anschluss wird eine Stabilisation durch das Aufbringen einer Knochenplatte erreicht. Durch diese dann gerade stehende Gelenkfläche wird bei Belastung der Vorwärtsschub des Unterschenkels neutralisiert. Auch wenn es sich hierbei um eine sehr invasive Methode handelt, gewährleistet die TPLO für große Hunde zurzeit die beste Möglichkeit, nach einem Kreuzbandriss wieder Sport zu treiben und so wenige Arthrosen zu entwickeln wie möglich.

Das operierte Bein kann meist schon nach wenigen Tagen wieder belastet werden, dennoch sollte der Hundehalter anfangs nur kurze Spaziergänge an der Leine vornehmen (insgesamt mindestens 8 Wochen lang). Nach dieser Zeit kann der Hund langsam wieder antrainiert werden. Unterstützende Maßnahmen wie z. B. Physiotherapie oder Schwimmen sind dabei sehr empfehlenswert.

Beitrag und Foto: Dr. Angela Schnappauf, Fachtierärztin für Kleintiere, Düsseldorf

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