Zughundesport – Gib Gummi Gonzo!

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Eis und Schnee in Alaska, traumhaft weite Landschaften und ein Rudel kräftiger, gesunder Huskys, die mit ungeheurer Energie vor einen Schlitten gespannt durch die einsamen Weiten preschen … Ein schönes und bekanntes Bild.
Weniger bekannt ist allerdings, dass nicht nur die typischen Schlittenhunde, sondern auch andere Rassen oder Mischlinge für den Zughundesport geeignet und dafür zu begeistern sind.

Die Idee, den besten Freund des Menschen “vor einen Karren zu spannen”, ist nicht neu: schon im 19. Jahrhundert gab es Hunde, die Lebensmittel und andere Waren zu den Märkten transportierten. Dabei zogen sie bereits einen Wagen hinter sich her. Eine Sportart wurde in Alaska daraus. Nach und nach hat sich diese Beschäftigung für Schlittenhunde auch in anderen Kontinenten verbreitet. Und da, wo kein Schnee liegt, funktioniert das Ganze auch: mit speziell dafür vorgesehenen Fahrzeugen.

Ein ganzer Kerl und gesund sollte er schon sein

Voraussetzung ist, dass der Hund ausgewachsen und gesund ist. Eine bestimmte Größe (mind. 20 Kilogramm schwer, ab ca. 50 Zentimeter Schulterhöhe) ist außerdem wichtig. Wenn der Hund zudem noch agil und lauffreudig ist, ja, vor Kraft und Energie nur so strotzt, dann ist der Weg frei für einen grandiosen Lauf …

Aber ein medizinischer Check-up vorab muss schon sein. Hat der Tierarzt den Hund gründlich untersucht und ihm eine robuste Gesundheit quittiert? Ist er also frei von Kreislauf- oder Gelenkproblemen? Und: verfügt das Powerpaket über einen Grundgehorsam und/oder eine gewisse Souveränität; reagiert er nicht zu nervös auf verschiedene Umweltreize? Dann kann es losgehen!

Für den Zughundesport benöntigt es eine gute Ausrüstung

Eine solide, gut funktionierende und damit sichere Ausrüstung ist unverzichtbar. Verschiedene Zuggeschirre, Anspannungsarten und Zugwagen sind auf dem Markt. Schon das Zuggeschirr muss genau sitzen, sonst kann es zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommen. Das gilt auch für die Ruckdämpferleine.

Das Equipment auszuleihen, ist auch keine gute Idee, denn das Geschirr muss jedem Hund individuell genau passen und das zu ziehende Gefährt muss auf jeden Fall fachkundig angehängt sein. Der Hund sollte niemals mit dem Halsband eine Last ziehen. Denn dadurch wird nicht nur die Atmung des Hundes behindert, es sind auch massive Verletzungen an den Halswirbeln möglich. Fachkundige Anleitung (zum Beispiel in Hundeschulen) ist eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg.

Die Zugwagen

Bikes

Hier befestigt man eine spezielle Zugvorrichtung/Abstandhalter an einem geländetauglichen Fahrrad. Der Hund zieht das Rad, indem er im Zuggeschirr und am Zugseil vorweg läuft. Vor dem Bike sind auch leichtere Hunde gut aufgehoben, da sie von ihrem Menschen sehr gut unterstützt werden können.

Roller (Dog-Scooter)

Der Roller eignet sich gut in unebenem Gelände. Der Halter steht hinten auf dem Dog-Scooter, den Hund spannt man wird mittels einer Zugleine (mit Rückdämpfer) vor den Roller. Aufgrund des niedrigeren Schwerpunktes als beim Bike ist er etwas sicherer, da man in Gefahrensituationen schneller absteigen kann. Der Roller ist für Hunde ab ca. 20 kg geeignet.

Trikes

Im Vergleich zu den Bikes und Rollern sind die Trikes dreirädrige Zugwagen. Damit ist es sicherer mit dem Untergrund verbunden. Auch hier steht der Mensch auf dem Zuggefährt. Man kann ein oder zwei Hunde mittels Zuggeschirr und Ruckdämpferleine vorspannen. Bei den Hadhi-dog-Trikes ist es auch möglich, einen Hund in einem Bügel und Pulkageschirr zu fahren. Das Trike wiegt ca. 26-28 kg je nach Ausstattung und ist für Hunde ab ca. 25 kg geeignet.

Sacco-dog-Cart

Das Sacco-dog-Cart ist ein ca. 30 kg schweres vierrädriges Zuggefährt und wird sitzend gefahren. Es kann von einem oder zwei Hunden gezogen werden. Der Hund wird mit einem Pulkageschirr in einen Zugbügel eingespannt. Da der Mensch den Hund beim Anziehen/Starten und bei hügeligem Gelände nicht unterstützen kann, ist es für kräftige Zughunde ab ca. 30 kg geeignet.

Bollerwagen

Der Bollerwagen ist für kräftige, gemütlichere Hundetemperamente geeignet. Der Hund wird mit einem Pulkageschirr in einen Zugbügel bzw. mit Brustblattgeschirr in eine Einspännerschere bzw. an eine Zweispännerdeichsel gespannt. Da ein Bollerwagen über keine Bremse verfügt, wird der Hund immer geführt bzw. an einer Leine gesichert.

Cani-Cross

Für sportliche Menschen, die sich gerne gemeinsam mit ihrem Hund bewegen, gibt es noch die preiswerte Alternative des Cani-Cross. Hier wird der Hund mittels Zuggeschirr und Ruckdämpferleine an einen Bauchgurt gespannt und der Hund unterstützt das Laufen durch moderaten Zug. Ehrgeizigere Mensch-Hund-Teams können sich hierbei sogar auf Wettkämpfen mit anderen messen.
Sicherheit geht vor

Egal, für welches Zuggefährt man sich entscheidet, für alle gilt: sehr gute Bremsen müssen sein. Kinderroller oder Kickboards sind nicht für den Zughundesport geeignet. Die Sicherheitsausrüstung für den Menschen sollte bei den zwei- und dreirädrigen Gefährten mindestens aus Fahrradhelm und Handschuhen sowie bei allen aus festem Schuhwerk bestehen.

Geeignete Untergründe

Erste Zugübungen können – wenn nicht anders möglich – auf Asphalt erfolgen, da hierauf besonders leicht zu ziehen ist und der Hund schnell Erfolg hat. Auf Dauer sind aber Wald- und Feldwege vorzuziehen, da der Hund sonst Schaden an Pfoten und Gelenken nehmen kann.

Auch macht es Hund und Mensch einfach mehr Spaß, durch die Natur zu fahren. Auf Wegen, die für Radfahrer und Spaziergänger zugelassen sind, ist es auch Gespannen mit einem oder zwei Hunden erlaubt zu fahren. Rücksichtnahme sollte hierbei selbstverständlich sein. Und grundsätzlich gilt: Ob Trab oder Galopp – jeder Hund bevorzugt sein eigenes Tempo.

Training

Schritt für Schritt wird zunächst der Hund an das Zuggefährt gewöhnt. Das Training sollte nur bei kühlen Temperaturen erfolgen. Als Richtwert gilt hier max. 15°C. In der wärmeren Jahreszeit können die ersten Anfänge in die frühen Morgen- oder späten Abendstunden verlegt werden. Dem Hund sollte in den Pausen und nach dem Training immer ausreichend Wasser zur Verfügung stehen. Streckenlängen müssen langsam gesteigert werden. Das Tempo ist dem jeweiligen Hundetyp anzupassen. Und: der Mensch muss darauf achten, dass der Hund sich nicht im Vollspeed völlig verausgabt.

Weitere Informationen zum Zughundesport finden Sie u.a. hier: www.zughundeschule.de und hier: www.zughundesport.de

Beitrag: mit freundlicher Unterstützung von Gabi Dietze (Zughundesport), Sabine Krieger (Zughundeschule) und Birte Lohmar, Fotos: Alexandra Schöning

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