Schmerzen beim Hund erkennen – Das stille Schweigen des Vierbeiners

schmerzen beim hund

Hat ein Hund Schmerzen, ist er zumeist bemüht, dies zu verbergen. Denn wer im Tierreich Schwäche zeigt, ist auf Dauer verzichtbar. Natürlich quiekt der Vierbeiner bei akut zugefügtem Schmerz, wie beispielsweise, wenn ihm auf die Pfote getreten oder er gebissen wird. An schleichend auftretende und stetig größer werdende Schmerzen allerdings gewöhnt sich der Hund, und seine Pein wird häufig erst dann für den Besitzer sichtbar, wenn das Leid bereits sehr groß ist.

Nach den Ursachen seiner Schmerzen müssen dann Fachleute suchen. Zum Glück hat sich in den letzten Jahren viel getan, und neben Tierheilpraktikern und Physiotherapeuten haben sich zunehmend auch Tierärzte spezialisiert. Ergänzend zur klassischen Medikamententherapie gehen sie neue Wege und behandeln Schmerzen unter anderem mit der Goldakupunktur und durch Osteopathie.

Was sind Schmerzen beim Hund?

Schmerz kann als Warnsignal des Körpers verstanden werden und ist eine komplexe Sinnesempfindung, die von speziellen (Schmerz-) Rezeptoren des Nervensystems wahrgenommen wird. Sie reagieren auf Reize wie Wärme, Kälte, Druck, Verletzung, Entzündung. Schmerz ist immer eine subjektive Wahrnehmung. Spiel und Spaß, aber auch Angst und Stress können dieses wichtige Warnsignal des Körpers überdecken. Häufig werden Tiere in der Praxis vorgestellt, die sich unwohl fühlen, ohne ein spezifisches Symptom zu zeigen.

Um dem Problem auf die Spur zu kommen, wird eine gründliche allgemeine Untersuchung durchgeführt. Die Schleimhautfarbe in Maul und Auge gibt Auskunft über die Kreislaufsituation, Herz-und Atemfrequenz sind wichtige Indikatoren bei Infektionen und Erkrankungen der inneren Organe und die Körpertemperatur gibt wichtige Hinweise (z.B. erhöht bei Infektionen, erniedrigt bei schlechter Kreislaufsituation).

Lahmheit kann Ausdruck einer Infektion, eines autoimmunen Geschehens oder eines orthopädischen Problems sein. Ein Abtasten des Tieres zeigt schmerzhafte Bereiche im Bauchraum, an der Wirbelsäule oder an den Gliedmaßen auf.

Der Patientenbesitzer sollte unbedingt Auskunft geben können über verändertes Verhalten, Futter-und Wasseraufnahme oder Kot-u Urinabsatz. Anschließend erfolgt eine weiterführende Diagnostik, wie Blutuntersuchung, Röntgen u/o Ultraschall oder ggf. CT/MRT. Je nach Befund kann die Behandlung dann klassisch schulmedizinisch oder ergänzt durch Physiotherapie, Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) oder Osteopathie erfolgen.

Schmerzanalyse & -behandlung in der Osteopathie

Die Osteopathie beschäftigt sich mit dem Symptom Schmerz und den möglichen Ursachen bei Fehlspannungen und Bewegungseinschränkungen. Ausgangsannahme ist dabei immer, dass dem akuten Schmerz eine vorher bestehende Störung vorausgeht. So z. B., wenn bei einer extremen Bewegung ein Gelenk überlastet wird, reagiert das Nervensystem sofort und schützt das Gelenk durch einen Krampf der Muskulatur.

Der Wirbel wird gegenüber seinem benachbarten Wirbel in einer extremen Position festgesetzt. Das Gelenk kann sich nicht völlig verschieben, es ist blockiert. Der Körper schützt sich selbst, der Schmerz signalisiert die fehlende Kompensationsmöglichkeit.

Auch akute oder chronische Reizungen oder Entzündungen der Hohlorgane wie zum Beispiel Dünn-und Dickdarm, aber auch der Harnblase und Gebärmutter führen über die Verschaltung via Rückenmark zu Verspannungen der Rückenmuskulatur. Nach Operationen kann es z. B. aufgrund von Narben im Bauchraum zu einem veränderten Zug auf Organe und/oder die bandhaften Organaufhängungen im Becken und Bauchraum zu einem nicht kompensierbaren Spannungszustand kommen, der möglicherweise zu einer Rückenspannung führt.

Wie sieht eine osteopathische Behandlung aus?

Die Osteopathie möchte mittels sanften Betastens und manueller Manipulation ein optimales Gleichgewicht fi nden, das ein Maximum an Beweglichkeit und Wohlbefinden für das Tier erreicht.

Dem Therapeuten stehen verschiedene strukturelle und energetische Techniken zur Verfügung. Gerade energetische Techniken sind so fein, dass das ungeübte Auge sie kaum wahrnimmt. Der Therapeut „kommuniziert“ mit leisen Impulsen und minimalem Krafteinsatz wirkungsvoll mit dem Gewebe. Die Patienten sind dabei sehr ruhig, gähnen oder schlafen ein. Eine Behandlung kann bis zu 1,5 Stunden dauern.

In der Regel lässt sich bereits nach ein bis zwei Behandlungen eine deutliche Verbesserung des Befindens feststellen. Ein Behandlungsplan wird individuell erstellt, abhängig vom Patienten und den verwendeten Techniken erfolgen Wiederholungsbehandlungen nach 2 bis 4 Wochen.

Physiotherapie bei Schmerzen im gesamten Bewegungsapparat

Rückenschmerzen aufgrund von Muskelverspannungen entstehen schleichend. Der Hund versucht, sich über das Einnehmen einer Schonhaltung zu arrangieren. Außerdem gibt es immer Situationen, in denen er die Schmerzen hormonüberlagert nicht mehr wahrnimmt: ein Reh, eine läufi ge Nachbarshündin, und schon ist alles vergessen. Es wird gerannt und gesprungen, als wäre nie was gewesen. Deshalb ist es so wichtig, alle Verhaltensveränderungen des Hundes wahrzunehmen und zu hinterfragen.

Physiotherapie soll Schmerzen lindern. Denn nur ein möglichst beschwerdefreier Hund kann ein normales Gangbild entwickeln und Schonhaltungen auf brechen, um weitere Folgeschäden zu vermeiden. Dafür ist es wichtig, den Hund immer ganzheitlich zu betrachten. Um den Therapiebedarf zu erkennen, wird zunächst das Gangbild beurteilt und der Körper abgetastet. Wo reagiert der Hund (veränderte Atmung, Fell zuckt, Hund weicht aus oder hält bei einem Beugetest dagegen)?

Der Schmerz selbst muss nicht ausgelöst werden. Denn die sich anschließende Therapie fi ndet auf freiwilliger Basis statt und eine schmerzhafte Erstuntersuchung stellt keinen geeigneten Auftakt für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit dar.

Nur ein möglichst beschwerdefreier Hund kann ein normales Gangbild entwickeln

Die Methoden, die im Laufe der Therapie je nach Zustand des Patienten zum Einsatz kommen, tun in der Regel nicht weh. Denn Hunde würden automatisch die Muskulatur anspannen, wo wir Menschen die Zähne zusammenbeißen. Wichtig ist darüber hinaus eine ausführliche Beratung zur Schmerzprävention. Denn keine Therapie kann Erfolg haben, wenn nicht auch die Lebensumstände des Hundes angepasst werden.

(Gold-) Akupunktur hilft, bei Gelenkschmerz

Akupunktur als Teil der TCM ist eine bewährte medizinische Heilweise, die durch das Setzen von Nadeln die körpereigenen Heilungskräfte aktiviert und die Gesundheit erhält oder wiederherstellt. Im Körper fließt Lebenskraft (chinesisch Qi) in Harmonie und die Funktionen der Organe sind ungestört. Auf den Energiebahnen (Meridiane) liegen die Akupunkturpunkte, mit deren Hilfe man die Energie beeinflussen und regulieren kann.

Schmerz ist eine Qi- und/oder Blut-Blockade. Welche Störfaktoren für die Blockade verantwortlich sind und wie der Körper seine Gegenmaßnahmen organisiert, darüber liefern Schmerzqualität und -ort erste diagnostische Hinweise. In Kombination mit Anamnese, Puls- und Zungenbewertung ergibt sich eine Diagnose.

Die Dauerakupunktur mit Gold

Die Goldakupunktur ist eine Akupunktur auf Dauer, die auf den Bewegungsapparat abzielt. Ihr Erfolg liegt in der umfassenden Diagnostik, die alle relevanten Schmerzpunkte erfassen sollte. Denn eine chronisch schmerzhafte Gelenksituation verändert den gesamten Bewegungsablauf. Das fällt beim Laufen des Hundes besonders ins Gewicht, denn gesunde Hüften bzw. Hinterbeine leisten ca. 70 Prozent des Vorwärtsschubs.

Das am Akupunkturpunkt im Gewebe platzierte Goldimplantat verbessert den Stoffwechsel des erkrankten Gelenkes. Dadurch befreit man die einzelnen Zellen von giftigen Stoffwechselprodukten und stellt so eine geregelte Funktion her. Folge ist eine Schmerzlinderung oder –befreiung.

Der Hund wird deutlich beweglicher und munterer. In den meisten Fällen ist eine Verbesserung sehr schnell zu sehen, manchmal dauert es auch einige Wochen, bis sich der sichtbare Erfolg einstellt. Die Erfolgsquote bei der Goldakupunktur beträgt je nach Erkrankung zwischen 70 und 95 Prozent.

Für den Tierheilpraktiker macht Schmerz Sinn

Genauso wie der Tierarzt, muss ein Tierheilpraktiker den Schmerz bzw. seine Ursache lokalisieren. Denn Schmerz macht Sinn. Er ist ein Signal, das vor einem Ungleichgewicht oder einer Störung im Körper warnt. Darüber hinaus beschäftigt den Tierheilpraktiker auch die Art des Schmerzes, denn wie etwas weh tut, kann entscheidend sein für die Ausrichtung seiner Behandlung.

Außerdem gibt es bei den Vierbeinern, wie auch beim Menschen, verschiedene Schmerztypen. Die einen beißen fast spürbar die Zähne zusammen, anders als das Sensibelchen, das nicht unbedingt messbar mehr, aber offensichtlicher unter den Schmerzen leidet. Das richtige Mittel für das individuelle Tier zu finden, kann daher mitunter einige Zeit dauern.

Bei Tieren sind Schmerzen häufig nur durch leichte Veränderung im Benehmen festzustellen. Missverstandene Sturheit, leises Brummen beim Hinlegen, sowie zum Bauch hingucken oder Fressunlust können zum Beispiel Zeichen sein, dass etwas nicht stimmt.

Während die pharmakologische Schmerzmedikation dem Tierarzt vorbehalten ist, kann der Tierheilpraktiker mit Homöopathie, Kräutern oder auch Akupunktur gute und nebenwirkungsarme Resultate erzielen. Auch der Einsatz der Horizontal®-Therapie (Elektrotherapie) kann für chronische Schmerzen eine echte Alternative sein.

Sie basiert auf der Erkenntnis, dass elektrische Veränderungen im lebenden Gewebe immer mit bio-chemischen Veränderungen einhergehen (und umgekehrt), dabei unterstützt sie die natürlichen Vorgänge in biologischem Gewebe und kann Heilungsprozesse in Gang setzen. Arthrose, Frakturen, Sehnen- und Bänderschäden sowie Stoffwechselerkrankungen sind eine Domäne der Horizontal®-Therapie, aber auch Schmerzzustände aller Art – zum Beispiel bei HD – werden erfolgreich behandelt.

Sensibilität bei Erziehung und Hundesport

Hunde sind Meister im Kaschieren von Schmerzen. Da fällt es auch erfahrenen Haltern oft nicht leicht, frühzeitig winzige Verhaltensveränderungen zu erkennen. Hinzu kommt, dass man den eigenen Hund ja jeden Tag sieht. Speziell Hunde, die im Rudel leben, werden so lange wie möglich vermeiden, Schwäche zu zeigen und auch sportlich aktive Tiere werden (durch ihre genetische Veranlagung wie Hüte- oder Jagdtrieb) den Schmerz so lange wie es geht ausblenden.

Hunde sind Meister im Kaschieren von Schmerzen

Gerade bei der Hundeerziehung und im -sport ist es deshalb wichtig, sensibel zu bleiben, auf sein Bauchgefühl zu achten und ggf. einmal einen objektiven Blick eines Fachmanns auf den Hund werfen zu lassen. Denn ein plötzlich auftretendes bockiges Verhalten beim Gehorsam oder das Verweigern von Leistung wie Sprüngen oder Konzentrationsschwäche beim Apportieren können bedeuten, dass der Hund Schmerzen hat.

Ursachenforschung ist in solchen Fällen zwingend notwendig, denn auch die Psyche des Hundes kann der Grund für sein verändertes Verhalten sein. Damit das Leiden nicht chronisch wird, sollte man die Konsultation beim Tierarzt oder Verhaltensberater nicht herausschieben, auch wenn das womöglich das Aus für den Turnierhundesport bedeuten könnte.

Glücklicherweise gibt es heute bereits viele Beschäftigungs- und Sportkurse für Hunde, die Knochen und Gelenke schonen. Treibball, Mantrailling und Slow-Agility (Parcours ohne Sprünge) halten die Hunde fi t, ohne zu belasten. Und ist der Vierbeiner bis ins hohe Alter ausgelastet, macht das nicht nur Fiffi glücklich, sondern auch Herrchen und Frauchen.

Schmerzanzeichen bei Hunden

Hunden kann man anmerken, dass sie Schmerzen haben. Dazu muss man seinen Vierbeiner gut kennen und genau beobachten. Treten plötzlich Verhaltensweisen und Auffälligkeiten auf, die das Tier zuvor nicht gezeigt hat, sollte man aufmerksam werden. Anzeichen können unter anderem sein:

  • Runder Rücken, auf den „Zehenspitzen“ laufen
  • Unsicherer, sorgenvoller Gesichtsausdruck mit hängenden Steh- oder angelegten Schlappohren
  • blasse Schleimhäute von Augen und Zahnfleisch (sollten rosa sein)
  • Verhaltensveränderungen, wie Unsicherheiten oder Aggressionen
  • Unruhe und Umtriebigkeit
  • Rückzug von gewohnten Ruheplätzen zu schwer erreichbaren Unterschlüpfen (unter Bett, unter den Busch)
  • Fellsträuben oder Zucken bei Berührung
  • andauerndes Hecheln
  • Vermehrtes leeres Schmatzen (ohne Futter)
  • Verweigerung von Nahrung und Berührungen

Beitrag: Anna Friedrichs, praktische Tierärztin | Susanne Siebertz, Hundephysiotherapeutin | Ferdinand Nießen, praktischer Tierarzt mit Zusatzbezeichnung Akupunktur | Elke Niehoff, Tierheilpraktikerin | Burga Torges, Hundetrainerin & Verhaltensberaterin
Foto: Callalloo Candcy – Fotolia

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